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In Erinnerung an Joachim Sauter

July 26, 2021, ART+COM Studios

ART+COM Mitgründer, Vorstand und Kreativdirektor Joachim Sauter ist mit 62 Jahren gestorben 

Kaum ein Gestalter der vergangenen Jahrzehnte hat Mediengestaltung und Medienkunst so geprägt wie Joachim Sauter. Er gilt als Vorreiter seiner Fakultät und Pionier der Neuen Medien. 

Nicht getrieben von der Technologie, und erst recht nicht von Trends und Strömungen, sondern von der Neugier auf die Möglichkeiten der sinnhaften, aber auch ästhetischen Gestaltung unserer Informationsräume hat er sich mit Computern, Medien, Software und Interfaces beschäftigt. 

Nach dem Studium der bildenden Künste an der UdK Berlin und der Regie und Kamera an der DFFB, beschäftigte Joachim Sauter sich bereits Ende der 1980er Jahre mit dem Computer als Werkzeug und Medium. Seine Arbeit bildet den Hintergrund für seine Professur für Mediengestaltung an der Universität der Künste Berlin (UdK), die er seit 1991 innehatte. 2001 wurde er zudem Adjunct Professor für Mediengestaltung und Medienkunst an der University of California, Los Angeles. 

Für Generationen von Studierenden und Kollegen war er ein stil- und zielsicherer Lotse in einem immer größer und unüberschaubarer werdenden Medienuniversum. Mit seiner Klarheit und gestalterischen Souveränität gab er auch anderen die Sicherheit, sich auszudrücken. 

Mit den ART+COM Studios, die Joachim Sauter 1988 mitgründete und deren kreativer Kopf er seitdem war, arbeitete er über Jahrzehnte mit seinem interdisziplinär arbeitenden Team kontinuierlich in kreativen Grenzbereichen. Er hat erforscht, erfunden und unzählige Projekte sowie Kunstinstallationen realisiert, die vielfach international ausgezeichnet wurden.  Seine freien Arbeiten wurden u. a. im Getty Museum, Los Angeles, im Centre Pompidou, Paris und der Biennale Venedig ausgestellt. 

Oft waren die Entwicklungen ihrer Zeit voraus: Von TerraVision, dem ersten vollständig virtuellen Globus, lange vor den kommerziellen Abbildern, über die ersten Augmented Reality Anwendungen – mehr als ein Jahrzehnt vor dem iPad – bis hin zu sensitiven Oberflächen, die den Umgang mit Informationen von den Bildschirmen löste. Ebenso war der Schritt aus dem rein Virtuellen zurück in die physisch-räumliche Erfahrung mit der Entwicklung kinetischer Skulpturen eine Vorwegnahme von gestalterischen Strömungen. 

Quelle dieser analytischen und visionären Kraft waren seine Integrität, sein Optimismus und sein Vertrauen in die Menschen in seinen Arbeitsumfeldern. Jeder, der mit ihm arbeitete, hat emotionale Authentizität und fachliche Souveränität erlebt. Für ihn allein wären viele Projekte nicht realisierbar gewesen, aber seine beharrliche und zugleich gelassene Art haben dazu geführt, dass sie in die Welt gekommen sind. 

Seine Werke waren nie Selbstzweck, sondern Ergebnisse seiner Suche nach Gestaltung, die den Menschen dient und die Welt ein Stück schöner und erlebnisreicher macht. 

Am 10. Juli 2021 ist Joachim Sauter nach schwerer Krankheit verstorben. 

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau Johanna und seinem Sohn Arto.