Raffaels Pendel, 2018

Die ortsspezifische Installation bringt die Anfänge der europäischen Geistes- und Wissenschaftsgeschichte an einen Ort, an dem in die Zukunft weisende Forschung und Wissensvermittlung betrieben wird: einen Neubau des Pharma & Diagnostics Zentrums Roche Penzberg. Das kinetische Kunstwerk ist im lichtdurchfluteten Atrium installiert, einem zentralen Raum, welcher der Interaktion und Kommunikation dient und Büros, Labore und Besprechungsräume miteinander verbindet.

Raffaels Pendel thematisiert den Fortschritt von Erkenntnis und verweist gleichzeitig auf die Pionierleistungen in der Vergangenheit. Ausgangspunkt für das Kunstwerk ist eines der berühmtesten Gemälde Raffaels und der Hochrenaissance: „Die Schule von Athen“, ein programmatisches Bild über das Gewinnen von Erkenntnis. Im Zentrum des historischen Bildes stehen Platon und Aristoteles, die die Grundlagen für die Geistes- und Naturwissenschaften sowie die Ethik und Staatstheorie legten. Neben ihnen sind weitere Philosophen, Mathematiker, Mediziner und Astronomen von der Antike bis zur Renaissance dargestellt. Das Bild zeigt quasi enzyklopädisch die Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns auf: Denken, Schreiben, Zeichnen, Lesen, Diskutieren, Zuhören, Lehren und Lernen.

Einer kinetischen Choreografie folgend schwingt ein Pendel über das sich unsichtbar im Raum aufspannende Gemälde und macht es Stück für Stück sichtbar. Der erste Schwung des Pendels geht zu Raffael, der sich als Teil einer Figurengruppe am rechten Bildrand porträtierte. Nach einer weiteren Fahrt verweilt das Pendel auf einer anderen Figur. Die Reihenfolge der Personen, auf denen das Pendel innehält, basiert auf der größten Bildähnlichkeit zu Raffael. Das Pendel nimmt so 21 Persönlichkeiten der 58 dargestellten Personen in den Fokus und fährt fast den gesamten Bildraum ab.

Das Pendel bewegt sich über eine Fläche von 18 Metern bzw. vier Geschossen in der Höhe und fast 13 Metern in der Breite. Die gemalte Idealarchitektur der Renaissance und die zeitgenössische klare Architektur des Baus treten dabei in einen Dialog.