Reykjavik 871+/-2, 2006

Reykjavik City Museum, Island

Bei den Grabungsarbeiten für ein Hotel im Zentrum der isländischen Hauptstadt wurden im Jahr 2001 die ältesten Beweise für menschliche Präsenz in Reykjavik gefunden. Die Langhausruine und Überreste eines Torfwalls sind nun “vor Ort” zu besichtigen: Das Museum befindet sich im Untergeschoss des neuen Hotels, der ehemalige Hauptraum des Langhauses ist Bestandteil der Ausstellungshalle. ART+COM gestaltete für das Stadtmuseum von Reykjavik das ganzheitliche Medienkonzept.

Eine interaktiver Medientisch präsentiert die auf um 930 v. Chr. datierte Ruine in ihrem wahrscheinlichen Urzustand. Die Installation lässt die Bewohner*innen als Geister wieder auferstehen und zeigt sie bei ihren täglichen Beschäftigungen. Der Hausherr empfängt Gäste, Bedienstete kümmern sich um Vieh und Küche, die Herrin des Hauses färbt Stoffe, ein Kind spielt. Die Besucher*innen können Informationen in Form von Texten und Bildern aktivieren, die mehr über das Leben im isländischen Mittelalter verraten. Besonderes Augenmerk liegt auf den Relikten, die in der Ruine gefunden wurden. Berühren Besucher*innen sie, wird ihr Fundort im Langhaus gezeigt und ihre Funktion erklärt. Auch die Bedeutung der einzelnen Räume des Gebäudes wird erläutert.

Eine zweite Medienstation erlaubt, die Halle in ihrem wahrscheinlichen Urzustand zu erleben. Wenn Besucher*innen auf einem Interface den Kreisen mit dem Finger folgen, erleben sie auf einem Großbildschirm 360° Flüge um das Gebäude. Dabei werden Animationen angezeigt, aus welchen Schichten das Gebäude besteht und wie es gebaut wurde. Durch die Verbindung mit einer Echtzeitkamera werden die Besucher des Museums in dieser Installation als Bewohner des Langhauses dargestellt. Sie bekommen dabei dieselbe geisterhafte Präsenz wie die frühen Siedler in den anderen Installationen.

Ein in die Wand eingelassenes, umlaufendes Panoramaband eröffnet den Blick auf die Natur rund um Reykjavik zur Zeit der ersten Besiedlung. Darin eingelassen sind Monitore, die mit einer Radarsensorik ausgestattet sind und Animationen zeigen, wenn sich Besucher*innen nähern. Außerdem werden Belüfter aktiviert, die den Duft von frischem Seegras in den Raum wehen.