Mediatel, 1992

Berlin

In den 1990er Jahren war Berkom, eine Tochter der Deutschen Telekom, auf der Suche nach Anwendungsbeispielen, die das damals im Wachstum befindliche Breitbandnetz sinnvoll nutzten. Aus dieser Motivation heraus unterstützte das Unternehmen eine Reihe von Pilotprojekten ART+COMs, zu der auch Mediatel gehört.

Mediatel ist ein Bildtelefon, das es Nutzer*innen ermöglicht, sich bei der Kommunikation direkt in die Augen zu sehen. Selbst damals übliche Videokonferenzsysteme verhindern einen unmittelbaren und direkten Augenkontakt, auch weil die Kameras nicht in den Bildschirm integriert sind. Zwar sind Kamera und Bildschirm im Laufe der Zeit immer näher zusammengerückt, doch existiert nach wie vor ein Abstand zwischen Eingabe- und Ausgabemedium.

Das Mediatel-System löst dieses Grundproblem durch den Einsatz eines semitransparenten Spiegels, der in einem flachen Winkel vor dem Flachbildschirm angebracht ist. Eine Farbbild-Kamera befindet sich unterhalb des Spiegels und nimmt das gespiegelte Gesicht der Nutzer*innen auf. Dabei wird das Spiegelbild ein weiteres Mal von einem kleinen Spiegel in die Kamera reflektiert, sodass es nicht spiegelverkehrt ausgegeben wird. Der Nutzer sieht sein Spiegelbild nicht, sondern blickt durch den Spiegel hindurch in das Gesicht und in die Augen seines Kommunikationspartners.

Das Bildtelefon wurde für Büroumgebungen gestaltet und an einen Teleskoparm angebracht, der das Telefonieren in unterschiedlichen Positionen, stehend wie sitzend, ermöglichte. Insgesamt wurden fünf Generationen von Prototypreihen gebaut und getestet. Einer dieser Prototypen war temporär im Bundeskanzleramt installiert.