Fraport Besucherzentrum, 2021

Flughafen Frankfurt

Die komplexen Prozesse im Flugbetrieb sind für Passagier*innen und Besucher*innen des Flughafen Frankfurt in der Regel nur oberflächlich erkennbar. In unserem zweiten Projekt für den Flughafenbetreiber Fraport AG hat ART+COM nun erstmalig eine ganze Ausstellung konzipiert und realisiert, die dazu einlädt, sich der Faszination des Fliegens aus sehr unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. Das Fraport Besucherzentrum erweitert die Fähigkeiten der Besucher*innen über das Hinzufügen von digitalen Layern und lässt sie neugierig hinter die Kulissen des Flugbetriebs blicken.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden in vielen gemeinsamen Abstimmungen das Gesamtkonzept und die einzelnen Exponate an technische, inhaltliche, räumliche und organisatorische Erfordernisse angepasst und die Planung kontinuierlich verfeinert. An erster Stelle stand dabei die Frage: Wie können wir den Spaß am Fliegen, den bereits Kinder erleben, wenn sie einen Papierflieger durch die Luft gleiten lassen, an alle Besucher*innen vermitteln und spürbar machen? Wie lässt sich der Flugbetrieb so darstellen, dass Komplexität erlebbar wird, ohne übermächtig zu wirken?

Auch hier hat sich gezeigt: Vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit schafft authentische Ergebnisse. In der engen Kooperation mit der Fraport AG wurde das Airport City Modell soweit entwickelt, dass es den Flughafen auf einer 55 Quadratmeter großen Fläche abbildet. Mit Hilfe von Tablets, die erkennen, wo genau man sich am Modell befindet, kann ein analog dargestelltes Gebäude digital in seiner konkreten Funktion erkundet werden. Ein Mitarbeiter des Flughafens, der über Jahrzehnte die beliebten Rundfahrten am Flughafen begleitet hat, war während der Planung eigens zur Stelle, um die sich ständig verändernden Gegebenheiten am Flughafen nachzuzeichnen.
Auch beim Marshaller’s Game, das Besucher*innen über Motion Tracking erlaubt, digital ein Flugzeug an seine Parkposition zu dirigieren, kam uns ein tatsächlicher Marshaller des Flughafen Frankfurt zu Hilfe. Er unterstützte nicht nur die korrekte Umsetzung der Anweisungen über die Einwinkstäbe, sondern sicherte auch die Authentizität der 3D-Umgebung – bis hin zu den Gebrauchsspuren des Rollfelds.

Neben einem spielerischen Zugang, wie z. B. auf der virtuellen Rundfahrt durch die Gepäckförderanlage, soll Besucher*innen vor allem ermöglicht werden, „live“ im Flugbetrieb dabei zu sein. Der Wunsch, das Geschehen am Fraport und im weltweiten Flugbetrieb für Besucher*innen in Echtzeit sicht- und erlebbar zu machen, stellte uns jedoch vor einige Herausforderungen. So erfordert die Verschmelzung von unterschiedlichsten Datenquellen nicht nur eine Koordinierung und Integration diverser technischer Schnittstellen, sondern auch die Einhaltung vieler Sicherheitsbestimmungen.

Ganz unmittelbare Einblicke ins Flughafengeschehen ermöglichen die „Smart Windows“: Der Blick auf das Vorfeld, der vom Besucherzentrum in optimaler Weise möglich ist, wird ergänzt durch fast 3 Meter hohe Touchscreens, die nicht nur die gerade ablaufenden, offensichtlichen Prozesse auf dem Vorfeld zeigen, sondern es Besucher*innen ermöglichen zu erfahren, welchen Status das Flugzeug am gegenüberliegenden Gate gerade durchläuft, wie viele Passagier*innen an Bord sind, wohin es fliegt oder woher es gerade kommt.
Mit dem Highlight der Ausstellung, „The Globe“, das bereits beim Betreten des Raums aus der Ferne ins Auge fällt, wird der Einblick, den Besucher*innen erhalten, sogar noch um den globalen Flugbetrieb erweitert. Auf einer rund 25 Quadratmeter großen Medienwand wird der weltweite Flugverkehr – live! – auf der Erdkugel abgebildet. Jegliche Ereignisse, die Auswirkungen auf die Flugrouten haben, wie bspw. Wetterverhältnisse oder geopolitische Vorkommnisse, können so direkt in ihren Auswirkungen nachvollzogen werden. Die Erdkugel kann gedreht, es kann hinein- und herausgezoomt werden. Bei Präsentationen kann die Navigation außerdem über eine Gestensteuerung erfolgen.

Auch Familien, die Kinder im Vor- und Grundschulalter mitbringen, wurden speziell bedacht: Die „Kinderspur“ fügt Exponaten für Erwachsene eine explorative, spielerische Ebene hinzu und schafft separate, kindgerechte Angebote zur Vertiefung. Geschichts-„Nerds“ kommen u. a. mit Audio-Stories aus der Luftfahrtgeschichte, die durch Pepper’s Ghost-Animationen illustriert werden, auf ihre Kosten.

Das Fraport Besucherzentrum wurde im Sommer 2021 eröffnet. Für ART+COM ist dies das sechste Großprojekt an einem internationalen Flughafen.

 

Kreativdirektion, Projektleitung und Generalübernehmer Ausstellung: ART+COM AG
Entwurf, Planung und Projektleitung Innenarchitektur: COORDINATION Berlin

Hochbauarchitektur: MK Architekten
Projektsteuerung: Schüßler-Plan
Lichtplanung: COORDINATION Berlin
Grafikdesign: Schauschau
Audiodesign: Klangerfinder
Ausstellungsbau: barth Innenausbau KG, Hubl & Hubl e.K., Hansen Werbetechnik GmbH, Monath + Menzel GmbH, LIDE GmbH – Licht und Decke, Lightnet, id3d-berlin, König Bürotechnik, SIGMA System Audio-Visuell GmbH, SiFaT RoadSafety GmbH

 

Bildnachweis
Fotos 1–6, 10–14: Asja Caspari
Fotos 7–9: Mit freundlicher Genehmigung der Fraport AG